Freitag, 26. März 2010

Wie unfassbar und unbegreiflich sind Begriffe? - Ist Sprache ein geeignetes Erkenntnismittel?

Eines der Argumente, sogenannter 'Sprachkritiker', lautet dahingehend, dass Sprache deshalb kein geeignetes Erkenntnismittel ist bzw sein kann, da die jeweiligen sprachlichen Grund-Elemente - wie zB Begriffe -, im Grunde ihres Seins, bei weitem zu beliebig, zu subjektiv sind, als dass sie in der Lage wären objektive Erkenntnisse zu vermitteln.

Anhand eines Beispiels, versuche ich die/ eine 'sprachkritische' Position, wie sie mir in so manchen Diskussionen begegnet ist, nachzuzeichnen:

Der Begriff 'Wirklichkeit' beispielsweise, ist ein weitverbreiteter Begriff.
Oberflächlich betrachtet scheint es, als würde er von allen, die der deutschen Sprache mächtig sind, verstanden werden...
Durchstößt man jedoch diesen oberflächlichen Glauben, und fragt nach, was der Einzelne unter dem Begriff 'Wirklichkeit' genau versteht, treten zum Teil extreme Auffassungsunterschiede zutage.

Es scheint fast so, als würde jeder über eine ganz eigene, subjektive Definition bzw Auffassung des Begriffs 'Wirklichkeit' verfügen.

Und daher kann festgestellt werden, dass es den einen, einzigen und wahren Wirklichkeitsbegriff, mit Bestimmtheit, nicht gibt - und, da es ihn nicht gibt, haftet diesem Begriff, folglich IMMER, ein relativ hohes Maß an subjektiver Beliebigkeit an, und diese subjektive Beliebigkeit führt zu unvermeidlichen Missverständnissen, in der Kommunikation.

Die Wahrscheinlichkeit, dass derjenige, mit dem man kommuniziert bzw spricht, dieselbe Auffassung und dasselbe Verständnis des Wirklichkeitsbegriffs hat, wie man selbst, ist somit mehr als nur gering.
Viel wahrscheinlicher ist hingegen, dass jeder der Gesprächsteilnehmer seine eigene Auffassung und sein eigenes Verständnis des Begriffs 'mitbringt', und in das Gespräch mit einfließen lässt.
Und wird nicht bereits von Anfang an des Gesprächs ausdrücklich darauf hingewiesen, welche Auffassung und welches Verständnis die einzelnen  Gesprächsteilnehmer jeweils vom Begriff der Wirklichkeit haben, werden sie sodann in der Mehrzahl aneinander 'vorbeireden', und einander nur schwer bis nicht verstehen.

'Das Gesagte wird für den Anderen unfassbar, und unbegreiflich!'

Würden diese Schwierigkeiten jedoch ausschließlich auf den Begriff 'Wirklichkeit' reduziert sein, wäre es sicherlich möglich Wege und Mittel zu finden, diese Verständnisschwierigkeiten zu lindern.
Doch leider reduzieren sich diese Verständnisschwierigkeiten nicht nur auf den Begriff 'Wirklichkeit'.
Sie bestehen, bei ALLEN Begriffen!

Es gibt keinen Begriff, dem in seiner Auffassung und seinem Verständnis nicht etwas subjektiv Beliebiges anhaften würde.
Und bedenkt man, dass in einem Gespräch nicht nur ein oder zwei Begriffe, sondern eine Vielzahl unterschiedlicher Begriffe, Verwendung finden, und jeder Begriff, von nahezu jedem einzelnen Gesprächsteilnehmer, auf seine ganz eigene, subjektive Art und Weise aufgefasst und verstanden wird, wird deutlich, dass die Zahl der Missverständnisse in einem Gespräch mindestens ebenso groß ist, wie die Zahl der verwendeten Begrifflichkeiten, und, dass es in einem Gespräch nahezu unmöglich ist, sich WIRKLICH zu verstehen.

Deshalb, und aus einer Reihe anderer Gründe, kann Sprache niemals ein geeignetes Erkenntnismittel sein!

Soweit die 'sprachkritische' Position.

Träfe diese 'sprachkritische' Position zu, wäre eine erfolgreiche Kommunikation unmöglich.

Es ist durchaus richtig: Manchmal reden Menschen an einander vorbei - aber, und das ist das Wesentliche, sie tun dies nicht immer!

Ein Beispiel für erfolgreiche Kommunikation, habe ich beispielsweise heute wieder erlebt:

Ich war mit Freunden bei einer Universitätsvorlesung, und der vortragende Professor hat uns unter anderem mitgeteilt wo und wann die nächste Prüfung stattfinden und was Prüfungsstoff sein wird.

Ich hoffe, dies wird nun keine all zu große Überraschung sein...

ABER all meine Freunde, mit denen ich nach dieser Vorlesung zusammen saß, wussten nicht nur WANN und WO die Prüfung sein wird, sie wussten, darüber hinaus, auch alle um den Prüfungsstoff exakt bescheid.

Und da wir alle - so unterschiedlich wir nun einmal sind - einzig aufgrund sprachlicher Kommunikation zu identen Informationen, in einem bestimmten Bereich, gelangt sind, ist dies ein Beweis dafür, dass sprachliche Kommunikation nicht immer scheitern muss, und dass Sprache sehr wohl - zumindest in einem bestimmten Umfang - dazu angetan und geeignet ist, (exakte und inter-subjektive) Informationen, Wissen und Erkenntnisse zu vermitteln.

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